Monatsarchiv: April 2013

SchülerInnenaustausch: Interviews LehrerInnen SchülerInnen

 

SchülerInnenaustausch

Im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Mezitli-Mersin und Tempelhof-Schöneberg von Berlin hat als erstes gemeinsames Projekt das Schulaustauschprojekt zwischen dem Icel Anadolu Lisesi und der Carl-Zeiss-Oberschule im vergangenen Herbst begonnen. Ende Mai 2013 findet der  2.Teil des Austausches in Mersin statt. Daher wollen wir LehrerInnen und SchülerInnen nach ihren Eindrücken und Erwartungen befragen. Zwei HauptakteurInnen sind die LehrerInnen, Silvia Weber aus Berlin, und Cigdem Avser aus Mersin. Beide Frauen sind viele Jahre in ihrem Beruf  tätig und erfahrende Pädagoginnen. Des Weiteren wurden auch die SchülerInnen zum Austausch befragt. In Anschluss an die Interviews mit den LehrerInnen finden sich die Antworten von Ahmet Aktuman und Nikolai Sandig.

Fragen an die am Austausch beteiligten LehrerInnen – beantwortet von Silvia Weber und Cigdem Avser

 Frage 1: Als ihr  von der Idee eines Schüleraustauschprojekts erfahren habt, was waren eure ersten Gedanken?

C. Avser: Obwohl ich an einem Schüleraustausch-Projekt mitbeteiligt war, kam die erste Frage:
Können wir dieses Projekt durchführen, wenn ja, kann es sein Ziel  erreichen. Können wir die Erwartungen beiderseits erfüllen und die Verantwortung gegenüber den SchülerInnen übernehmen. Auf der anderen Seite würde es eine gute Chance für die Schüler  sein, die Lebensweise anderer Kulturen im eigenen Lande kennenzulernen, Vorurteile  abzubauen.

S. Weber: Unsere Schule hat viele Auslandskontakte aber keinen zur Türkei, obwohl wir zahlreiche Schüler der 3. Einwanderergeneration haben. Es erschien mir  interessant, die Kompetenzen unserer türkischstämmigen Schüler für ein Austauschprojekt zu nutzen und deren Eltern stärker ins Schulleben mit einzubeziehen.  Bei allen Schülern könnte man durch intensiveres Kennenlernen von Land und Leuten mehr Verständnis zu wecken und somit zu besserer Integration beizutragen.

Frage 2: Die deutsch-türkische Freundschaft soll nach unserer Überzeugung von „unten“ wachsen, welchen Stellenwert hat nach Eurer Überzeugung ein Schülerinnenaustausch?

C. Avser: Ich bin der gleichen Meinung .Ein Schülerinnenaustausch führt  zu guten Freundschaften und dies bringt alles zum Positiven.

S. Weber: Es wäre sehr schön, wenn sich durch wiederholte Begegnungen einige wirkliche Freundschaften zwischen den Jugendlichen entwickeln würden, die auch zu langfristigem Austausch führen würden. Eine Unterbringung in Familien wäre hierfür allerdings günstiger.

Frage 3: Das Thema des Austausches lautet: Abbau von Vorurteilen, Annäherung durch Kennenlernen. Hat die erste Begegnung in Berlin dazu beitragen können? Welche Erwartungen habt ihr bezogen auf diese Fragestellung an die kommende Begegnung in Mersin?

C. Avser: Die erste Begegnung in Berlin hat teilweise dazu beigetragen weil die Schüler sich nicht so gut gekannt haben, trotzdem ist die erste Begegnung gut gelaufen. Inzwischen durch das nähere Kennenlernen und den Rückbesuch der deutschen SchülerInnen wird das Thema des Austausches sein Ziel erreichen.

S. Weber Die Berliner Schüler hatten wohl nicht so viele Vorurteile gegenüber den Schülern als vielmehr gegenüber der Türkei. Sie leiten ihre Vorstellungen vom türkischen Alltag von den Eindrücken ab, die sie hier in Berlin gewinnen, und die sind leider nicht immer positiv. Von den türkischen Schülern waren sie total begeistert. Ich denke, die Begegnung mit dem türkischen Alltag wird für sie recht erstaunlich sein.

Frage 4: Gibt es neben der vielen Arbeit, auch für Euch persönlich eine „Bereicherung“ aus der bisherigen Zusammenarbeit und was sollte besser werden?

C. Avser: Eine Bereicherung gibt es auf beiden Seiten bestimmt, mit das Wichtigste bei solchen Begegnungen ist die angemessene Berücksichtigung der Interessen der Schüler.

S.Weber: Als Bereicherung empfinde ich die Einsicht in unsere doch recht unterschiedlichen Arbeits- und Denkweisen. Das führt natürlich an einigen Punkten zunächst zu Irritationen, die wir hoffentlich in intensiverem Kontakt abbauen können. Ich wünsche mir für eine bessere Zusammenarbeit intensivere Email-Kontakte, da man hier, ohne den anderen in seiner Alltagsroutine zu stören, gut die gemeinsame Arbeit planen kann. Zudem wünsche ich mir, dass jeder offen seine Erwartungen äußert, damit man diese in der Planung berücksichtigen kann.

Frage 5: Seid ihr mit der Kooperation und der Zusammenarbeit  mit den Freundschaftsvereinen zufrieden, oder sollten sie sich mehr zurückhalten?

C. Avser: Wir bedanken uns bei den Freundschaftsvereinen für ihre Zusammenarbeit und Bemühungen, zurückhalten sollten sie sich nicht.

S. Weber: Die Freundschaftsvereine haben sich sehr engagiert und waren ungeheuer hilfreich. Ohne ihren Einsatz wäre dieser erste Austausch nie zustande gekommen. Die Zusammenarbeit so vieler Menschen kostet aber auch sehr viel Zeit. Da müssten wir langfristig ökonomischer werden, wenn es zu einer dauerhaften Schulpartnerschaft kommen sollte.

Andererseits habe ich durch diese Zusammenarbeit so viele liebe und herzliche Menschen kennen gelernt, dass ich Vieles gar nicht als Arbeit empfunden habe. Ganz besonders möchte ich mich noch mal für die engagierte Mitarbeit von Mahire und Müberra bedanken, die durch ihre herzliche Art die Kontaktaufnahme der Jugendlichen sehr unterstützt haben und für ein sicheres Geleit durch die fremde Großstadt sorgten.

Ich bedanke mich für die Beantwortung der Fragen und wünsche allen Beteiligten eine erfolgreiche Woche in Mersin.

 

Fragen an die am Austausch beteiligten SchülerInnen – beantwortet von Ahmet Aktuman und Nikolai Sandig

 

Frage 1: Was ist interessant an einem SchülerInnenaustausch zwischen Deutschland und der Türkei?

Ahmet: Als Erstes war für mich an diesem Schüleraustauschprojekt interessant, die deutsche Kultur näher kennenzulernen. Es ist vieles unterschiedlich zwischen uns. Wenn ich ein Beispiel geben muss, das deutsche Essen war für uns etwas Neues, also ich kann sagen, mir hat es geschmeckt. Ich bin mir sicher, dass auch meinen deutschen Freunden das türkische Essen gefallen wird.

Nikolai: Es ist sehr interessant eine andere Kultur kennenzulernen. Dazu schließt man noch neue Freundschaften mit Schülern aus einem anderen Land. Außerdem war es sehr interessant sich ganz in Englisch zu Unterhalten.

Frage 2: Was war anders in Berlin bei der ersten Begegnung, als du es erwartet hättest?

Ahmet: Bei der ersten Begegnung in Berlin waren wir alle sehr müde. Ich weiß nur eins, die Begegnung war kühler als die über das Internet. Später aber ist alles bestens gelaufen, wir haben uns gut verstanden und eine unvergessliche Woche verbracht.

Nikolai: Eigentlich nichts. Es war genau das was ich erwartet habe. Es waren alle zunächst sehr schüchtern und mussten sich erst kennenlernen. Nach 2 Tagen lief aber alles besser und vertrauter.

Frage 3: Neben dem persönlichen Kennenlernen und der Neugier auf das Kennenlernen einer anderen Kultur, was gab es noch an wichtigen Erfahrungen?

Ahmet: Wir haben vieles über die Deutsche Geschichte und Politik erfahren. Die Geschichte der Berliner Mauer hat uns getroffen.

Das Projekt „Sieben Mal Jung“ und das Jüdische Museum waren natürlich eine ganz andere Erfahrung. Sogar die Verkehrsmittel haben dazu gedient, unsere Freunde und die Stadt besser zu kennen.

Nikolai: Es war sehr interessant die Vorurteile die man hatte abzubauen, Aber sonst gab es keine anderen Erfahrungen.

Frage 4: Das gesellschaftspolitische Ziel der Begegnungen lautet Abbau von Vorurteilen, Annäherung durch Kennenlernen. Seid ihr diesem Ziel näher gekommen? Wenn ja, kannst du es an einem Beispiel erklären?

Ahmet:Ich glaube schon, dass das Thema des Projekts sein Ziel erreicht hat. Unter uns gab es sowieso keine Vorurteile, auf jeden Fall meinerseits. Bei manchen Familien der Schülers gab es mehr Vorurteile. Die Freundschaft zwischen uns wird es dazu bringen, sie ganz abzubauen. Zum Teil ist es auch uns gelungen.

Nikolai: Ja wir sind dem Ziel sehr viel näher gekommen. Die Türkischen Mitschüler  waren sehr freundlich. Ein Beispiel kann ich nicht nennen, da mir leider keins einfällt. Der Besuch ist sehr lange, daher kann ich nicht mehr nennen.

Frage 5: Welche Erwartungen hast du an die bevorstehende  Begegnung in Mersin?

Ahmet: Wir erwarten hier in Mersin zwischen den Schülern eine nähere Beziehung und mit der türkischen Gastfreundschaft wird es seinen Sinn erreichen. Und wir hoffen, diese Freundschaft auch in der Zukunft weiterzuführen.

Nikolai: Ich habe eigentlich keine echten Erwartungen. Ich erwarte nur, dass es sehr schön wird und ich eine neue Stadt kennenlernen kann.

Ich danke euch für die Beantwortung der Fragen und kündige an, euch nach dem Mersin-Besuch nochmals mit meinen Fragen zu “nerven“. Ansonsten wünsche ich euch eine spannende und erlebnisreiche Woche in Mersin.

 

Die Interviews führte Rudi Blom

Weitere Informationen zum SchülerInnenaustausch finden sich im Menü unter Projekte/SchülerInnenaustausch.